Was macht sie aus, diese Faszination am Tauchen?
Das ist nicht ganz so leicht zu erklären, schließlich sind es für jeden ganz unterschiedliche Gründe für das Tauchen. Aber ich wage einmal einen Versuch zu erklären, was mich persönlich am Tauchen so fasziniert.
Every time I slip into the ocean, it’s like going home.
Das Meer, Wasser im Allgemeinen, fasziniert mich, seit ich denken kann. Es fühlt sich für mich an an wie mein zu Hause. Als würde ich tatsächlich von dort kommen – und irgend wie stimmt das ja auch. Schließlich bestehen wir Menschen zu 80% aus Wasser. Für mich hat sich nie die Frage nach der Angst vor dem Wasser gestellt. Oder nach dem Tauchen. Nur vielleicht, warum ich mit dem Tauchen nicht schon viel früher begonnen habe. Jede Bewegung im Wasser fühlt sich für mich ganz natürlich an. Unter Wasser bin ich ganz ich selbst, ganz bei mir. Bin ich einen zu langen Zeitraum nicht am Meer, habe ich eine fast körperlich spürbare Sehnsucht danach. Diese Anziehungskraft hört während des Tauchens nicht auf, im Gegenteil. Eigentlich wird sie mit jedem Tauchgang noch ein Stückchen größer. Und das Gefühl, schon viel zu lange keine Pressluft geatmet zu haben, kennt wohl jeder leidenschaftliche Taucher.
The sea is drifting on by, you know how I feel…
Das Faszinierende am Tauchen ist aber nicht der Tauchgang alleine. Es ist alles darum herum. Das beginnt bei der Vorfreude mit der Planung des nächsten Tauchurlaubs oder Ausflugs an den heimischen See. Der Anblick des Wassers. Natürlich auch das Treffen seiner Tauchpartner. Oder das Einpacken und Aufbauen der Tauchausrüstung. Ich trage wesentlich lieber Tanks durch die Gegend als Einkaufstüten. Ich liebe das Geräusch, wenn die Flasche aufgedreht und die Luftdusche betätigt wird. Ein wenig Aufregung gehört vor jedem Tauchgang dazu. Auch das Briefing steigert die Spannung auf das bevorstehende Abenteuer – und gibt die notwendige Sicherheit. Nach dem Tauchgang wird die Ausrüstung gereinigt und sicher verstaut, das Taucher Logbuch geschrieben und – hier ist Dominik der wahre Experte – das Dekobier ausgewählt. Die Unterhaltungen nach den Tauchgängen gehören zu meinen liebsten. Noch mehr als die Gespräche über das Tauchen fasziniert mich aber das eigentliche Gefühl nach dem Tauchen: Es ist eine Mischung aus Erschöpfung, Ruhe und reinem, purem Glück. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Strahlen in meinen Augen genau von diesem Gefühl genährt wird. Man muss auch nicht gleich meinen ausgeprägten Spleen für Neopren teilen. 😉
The ocean is everything I want to be. Beautiful, mysterious, wild and free.
Kein Tauchgang ist wie der andere. Bei jedem Tauchausflug lernt man etwas Neues, sieht andere Dinge, selbst wenn es sich um denselben Spot handelt. Es ist nicht ein einziges Mal vergleichbar, ob auf Grund der Vegetation, der Tiere, der eigenen Ausrüstung, des Buddies, des Lichts, der Strömung, der persönlichen Einstellung oder einem der anderen der 1000 Faktoren, die das Tauchen beeinflussen können. Aber nicht nur während des Tauchens lernt man. In Vorbereitung auf eine Tauchprüfung kommt man an der Theorie nicht vorbei. Und das ist gut so. Wesentliche Grundlagen beim Tauchen, sei es Dekompressionskrankheit oder die richtige Atmung, müssen auf theoretischer Ebene besprochen und gelernt werden. In der Schule habe ich Physik gehasst. Jetzt beschäftige ich mich freiwillig mit Tauchphysik. Kleiner Ausflug zu unseren geliebten Tauchformeln gefällig?
Archimedes
Ein ganz oder teilweise in eine Flüssigkeit eingetauchter Körper erfährt einen Auftrieb, der dem Gewicht der von ihm verdrängten Flüssigkeit entspricht. (Auftrieb, Abtrieb, neutrale Tarierung)
Gesetz von Boyles
Bei konstanter Temperatur ist das Volumen einer bestimmten Menge Gas umgekehrt proportional zu seinem Druck.
P1 x V1 = P2 x V2
Gesetz von Dalton
Die Summe aller Teildrücke (Partialdrücke) eines Gasgemisches ergibt den Gesamtdruck.
Pges = p1 + p2 + p3…
P1 = Pges x %satz des Gases in der Mischung
Gesetz von Charles
Der Druck eines abgeschlossenen Gases bei gleichem Volumen wird sich mit der Temperatur verändern.
Allgemeine Gasgleichung:
Gesetz von Henry
Bei konstanter Temperatur und ausreichender Zeit steht die in einer Flüssigkeit gelöste Gasmenge im direkten Verhältnis zum Druck des über der Flüssigkeit stehenden Gases. Denkt an die Mineralwasserflasche!
Deep into that darkness peering, I stood, dreaming dreams no mortal ever dared to dream before.
Sicherlich hat sie jeder Open Water Diver schon einmal mehr oder weniger gespürt: die Anziehungskraft der Tiefe. Dieses Gefühl, das einen noch ein kleines Stückchen tiefer lockt. Das kann trügerisch sein. Die Tiefe macht aber sicherlich einen Teil der Faszination des Tauchens aus. Tieftauchgänge sind – mit der richtigen Planung und Ausbildung – eine der spannendsten Abenteuer unter Wasser und kann einen an Orte bringen, die nur wenige Menschen vorher gesehen haben. Tief tauchen muss aber nicht jedermanns Sache sein. In vielen Fällen ist die Vielfalt und Farbenpracht auf 10 – 18 Meter einfach überwältigend. Sicherheit muss – nicht nur beim Tieftauchen – immer an erster Stelle stehen. Wer ihn allerdings einmal gehört hat, den Lockruf der Tiefe, wird ihn so schnell nicht wieder vergessen können.
Dream higher than the sky, and deeper than the ocean.
Wen die Faszination und Leidenschaft für das Tauchen einmal gepackt hat, kommt um das große Thema Umweltschutz gar nicht herum. Auch in diesem Bereich gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich zu engagieren und weiterzubilden. Ob man einfach „nur“ die Regeln für verantwortungsbewusstes Tauchen einhält oder sich in Umweltschutzorganisationen für den Schutz von Haien einsetzt – alles leistet einen wichtigen Beitrag. Wir haben viele Taucher getroffen, welche die Liebe zum Tauchen zu einem Engagement für die Umwelt geführt hat. Das Eine geht fast nicht ohne das Andere – beziehungsweise ist für uns nur sehr schwer vorstellbar. Wir können uns nur alle gemeinsam für den Erhalt unserer Meere und Gewässer einsetzen – das sind wir unserer gemeinsamen Leidenschaft und vor allem unserem blauen Planeten schuldig!
Dear ocean, thank you for making us feel tiny, humble, inspired, and salty – all at once.
Nicht zuletzt sind es die Menschen, die einen wesentlichen Teil der Faszination ausmachen. Nichts verbindet so sehr wie eine gemeinsame Leidenschaft. Nichts lässt einen so leicht ein gemeinsames Gesprächsthema finden und macht aus kurzen Begegnungen lebenslange Freundschaften, die weit über das Tauchen hinausgehen. Wir sind dankbar für jeden einzelnen Taucher, den wir getroffen haben und von dem wir lernen können.