Eistauchen – Tipps zum Abtauchen in eine Welt der Stille

Manche mögen es kalt. Eistauchen ist ein Abenteuer und dieses spiegelt sich im Eis wieder. Wir geben euch zum Eistauchen praktische Tipps zum Abtauchen in eine Welt der Stille. Fotografieren und den Tauchgang unter der Eisdecke eines Sees zu erleben, ist fast schon wieder unbeschreiblich. Doch durch Bilder und Worte kann man ein Stück dieser Reise in eine schlafende und schon fast mystische Welt wiedergeben.

Eistauchen

In Europa bieten einige Tauchbasen diese Welt der Stille zum Abtauchen an. Manche Seen frieren im Winter ein, wie auch zum Beispiel in Augsburg. Doch gibt es einiges beim Eistauchen zu beachten. Mit einer Vorbereitung sollte gerade im Frühling, Sommer oder Herbst begonnen werden. Mitunter deswegen geben wir euch in unserem Tauchblog auch paar Tipps für euren Eistauchgang. Tauche mit uns ein.

Es ist der dritte Tag im März Zweitausendachtzehn. Nach sehr kalten Wochen bildete sich eine Eisdecke an der Tauchbasis Friedberger See in der Nähe von Friedberg bei Augsburg mit einer mehr als 15 cm dicken Eisplatte. Selbst das Wetter an diesem Tag – strahlend blauer Himmel mit dem goldenen Sonnenball über den See – lädt zum Eistauchen ein. Es steht einem Eistauchgang nichts im Wege.

Doch wie wird Eistauchen organisiert und was muss ich wissen, um auf einen sicheren, erfolgreichen wie auch unvergesslichen Eistauchgang zurückzublicken?

  1. Genehmigung oder Erlaubnis für einen See muss vorliegen, vorher am Besten erkundigen.
  2. Eine Tauchflasche mit Doppelventil, muss vorhanden sein. Wer Sidemount-Taucher ist, hat hier ein sicheres Stage Setting. Wichtig sind zwei völlig voneinander getrennte Systeme, auf die zugegriffen wird, falls eine der beiden 1. Stufen einfrieren sollte.
  3. Zwei erste Stufen, an einer ersten Stufe ein Atemregler und an der anderen der Oktopus. Dies ist notwendig falls eine erste Stufe ausfallen sollte. Die Atemregler müssen zwingend für Kaltwassertauchgänge geeignet sein.
  4. Zwei Leinen mitbringen. Eine davon mit einer Länge von mindestens 50 Metern bis ca. 100 Meter. Das andere Tauchseil sollte eine Länge von maximal 3 Meter haben. Zudem müssen beide reisfest sein und eine Signalfarbe (gelb, orange oder rot) haben. Die Sicherungsleinen sollten leicht aufschwimmen sein.
  5. Beim Eistauchen natürlich den Trockentauchanzug nicht vergessen. Dies ist auch meistens Voraussetzung, denn dieser schützt den Taucher nicht nur während, sondern vor allem vor und nach dem Tauchgang vor Kälte.
  6. Eine Motorsäge ohne Kettenöl, damit man zwei Einstiege aussägen kann. Die Eisplatte dann unter das Eis drücken und schieben. Sobald der Eistauchgang abgeschlossen ist, diese zurückschieben und markieren nicht vergessen, denn es gibt für einen Eisläufer nichts unangenehmeres als ins Wasser einzubrechen. Wir wollen ja nicht Road Runner und Wile E. Coyote nachahmen.
  7. Mindestens 4 Personen braucht man schon zum Eistauchen. Zwei bilden ein Buddy Team, eine Person für Sicherung, die auch das Tauchseil führt. Sollte dem Leinenführer die Leine entgleiten, bietet sich an diese an einer Stange zu befestigen. Ein Sicherungstaucher dient als weitere Absicherung.
  8. Warme Kleidung und Verpflegung wie Suppe, belegte Semmel, Tee in der Thermoskanne, Wasser oder Glühwein mitnehmen. Ein Dekobier sollte ebenfalls nicht fehlen. 😉
  9. Fische Unterwasser nicht bedrängen, denn sie sind im Winterschlaf. Sollten diese wegschwimmen müssen, verbrauchen diese zu viel Energie und laufen Gefahr, dass diese nicht mehr ausreicht, um durch den Winter zu kommen. Genauso sollte man das Sediment nicht unnötig aufwirbeln.
  10. Spaß und Vorfreude auf ein unvergessliches Tauchabenteuer beim Eistauchen, wie wäre es mit einem Tauchgang.

Viele mögen Eis aber eher auf einer Waffel, im Cocktail oder als Zuschauer beim Eishockey, wobei von Stille kann dann zumindest beim letzteren Beispiel nicht die Rede sein. Ganz anders ist es beim Eistauchen.

Erst recht Unterwasser, wenn die Wasseroberfläche durch das Eis bedeckt ist. Dem Taucher bleibt der Moment, in dem er den blauen Himmel durch das Eisglas betrachten kann, unvergesslich. Die eigene ausgeatmete Atemluft tanzt unter dem Eis und reflektiert das Licht in millionenfachen Facetten. Es ist die perfekte Show in völliger Stille.

Auf dem Eis laufen Blässhühner und Enten herum. Die Eisläufer drehen ihre Runden, wenn das Eis eine entsprechende Dicke hat. Der Taucher genießt das Schauspiel aus einem Logenplatz. Eines dabei klar im Blick, die Sicherheit, durch den Leinenführer wieder zum Ausgang zu finden. Das verdeutlicht, dass Sicherheit aller Taucher stets die höchste Priorität haben sollte und bei einer guten Vor- und Nachbereitung eines Eistauchgangs muss sich auch keiner zu sehr einen Kopf machen. Gerade weil es schon eine Überwindung kostet, nicht einfach auftauchen zu können. Da könnten schon Sätze beim Briefing einfallen, wie …

  • Niemand taucht einfach auf eigene Faust los, niemals!
  • Alle müssen in Kontakt miteinander bleiben. (Buddy und Leinenführer)
  • Es können immer unvorhergesehene Dinge passieren, wenn das der Fall ist, spielt nicht den Helden, das Eis ist dick und das Wasser ist kalt.

… allerdings diese klingen schon sehr wie aus einem Film – kommt jemand drauf welcher?

Natürlich ist es etwas anderes, im Shorty bei fast 30°C Wassertemperatur im Tauchurlaub zu tauchen. Mindestens drei der nachfolgenden Sicherheitsregeln solltet ihr wirklich beherzigen, um stets den Ausgang finden zu können, denn die Eisdecke lässt sich meistens nicht durchbrechen. Höhlentaucher wie auch Wracktaucher können bestimmt viele Geschichten und Anekdoten erzählen, wenn über einem eine Decke ist.

  • Zwei Ein- respektive Ausstiege für die Taucher ermöglichen
  • Einen Kompass mitführen und sich dabei die Gradzahl zum Ausstieg merken
  • Nicht ohne Leinenführer den Tauchgang durchführen und am Besten sollte ein erfahrener Taucher den Tauchgang führen

Die meisten Tauchbasen erlauben das Eistauchen auch deshalb nur mit einem entsprechenden Specialty Brevet. Es lohnt sich, da wesentliche Sicherheitsregeln für das Abtauchen unter das Eis vermittelt werden.

Wenn möglich auf dem Eis Markierungen zum Ausstieg hin zur Orientierung zeichnen. Geht nicht immer in der Praxis. Das ist zum Einen möglich, wenn die Eisdecke dick genug ist. Das sollte natürlich gewährleistet sein, denn die Eisplatte sollte mindestens 15 cm dick sein, um das Eis betreten zu können. Zum Anderen wenn Schnee auf dem Eis liegt. Sollte Schnee auf dem Eis liegen, dann sind wiederum Lampen von Vorteil.

Bestenfalls ist an eurem Tag das Eis schneefrei und die Sonne scheint vom Himmel auf den See hinunter. Die Sonnenstrahlen dringen durchs Eis und ihr könnt diese warme und freundliche Lichtquelle genießen.

Hier eine eigene Erfahrung, nachdem wir unseren Buddy Check gemacht haben. Wir sind ins Wasser über das ausgesägte Loch eingestiegen. Es war eher ein Dreieck respektive mehr ein Rechteck als ein Loch. Ich hatte zu wenig Blei dabei oder besser gesagt, der Kopf war dann wohl doch nicht so entspannt, sodass wir nicht weit beim ersten Eistauchgang gekommen sind. Ich bin eher am Eis zurückgerobbt, nur dass ich dies Unterwasser gemacht habe.

Eines haben wir schnell festgestellt, dass man bereits nach 10 Metern sich nicht ganz sicher ist, wo der Einstieg überhaupt gewesen ist. Überall ist die Leine und on top ist man dann noch mit einer mit seinem Buddy verbunden. Man kann sich unter dem Eis dann schon vorkommen wie ein ausgerolltes Wollknäuel in einem Pappkarton, der geschlossen ist. Gerade wenn der Leinenführer nicht weiß, dass man sich schon nach paar Minuten wieder auf dem Rückweg befindet. Merke: die Sicherungsleine beim Eistauchen stets unter Spannung halten!

Umso besser, dass es einen Leinenführer gibt und wir somit den Ausstieg schnell wieder gefunden haben. Wir drei haben uns nochmals gebrieft, was schief gelaufen ist. Somit haben wir gleich für eine entspannte Situation gesorgt, denn der Leinenführer und der Sicherungstaucher wussten nicht, warum wir zwei sofort wieder zurückgekommen sind. Ich habe für den zweiten Versuch gleich zwei Kilogramm mehr Blei mitgenommen. Somit konnten wir beim zweiten Anlauf einen traumhaften Tauchgang unter dem Eis erleben und hatten viel Spaß beim Eistauchen.

Beim Eistauchen im See geht es nicht um einen tiefen Tauchgang

Auch müsst ihr den Tauchgang nicht unbedingt tiefer als 3 Meter machen. Tiefer könnt ihr das Eis nicht genießen, weil man dieses allerspätestens ab 3 Metern nicht mehr wahrnimmt durch den milchigen Schein.

Somit stellt euch auf einen nicht allzu tiefen Tauchgang ein, eher auf dem Rücken tauchend und die Hände am Eis, ok eher die Handschuhe am Eis. Gerade beim Eistauchen ist es die Berührung mit dem Eis von der anderen Seite, die diesen einzigartigen Moment ausmacht.

Wenn sich die abgegebene Atemluft unter der Eisdecke sammelt, sieht diese aus wie flüssiges Metall, durch welches sich unbeschreibliche Muster an der Eisdecke bilden. Wer sich noch an ein Quecksilberthermometer erinnert, dann ist das wie das nachfolgende Szenario. Das Thermometer ist zerbrochen. Es lief die Thermometerflüssigkeit (Quecksilber) aus. Diese hat sich dann am Boden verbunden. So müsst ihr euch das vorstellen.

Ihr könnt euch auch umgekehrt hinstellen. Das ist besonders spannend, wenn man ausatmet, weil alles auf dem Kopf steht und dann doch nicht. Die Fische halten ihren Winterschlaf und diese sollten auch nicht gestört werden, wie oben schon erwähnt.

Praktische Tipps für’s Eistauchen kurz zum Schluss zusammengefasst:

  • Am Besten geht mit einem Tauchpartner oder einer Tauchgruppe, die bereits Erfahrung mit Eistauchen hat, es wird euch riesigen Spaß bereiten.
  • Nehmt euch die Zeit für eine entsprechende Ausbildung zum Eistauchen. Wir sind nicht unbedingt Freunde davon, zwingend jedes Specialty Brevet zu erwerben – hier lohnt es sich aber in jedem Fall.
  • Leiht euch eine geeignete Tauchausrüstung für euren Eistauchgang aus. Leider kann man nicht einfach jeden Ausrüstungsgegenstand leihen. Die größte Herausforderung wird wohl der Trocki sein. Weil das Tauchen mit einem Trocki Übung erfordert, macht vorher unbedingt 10-20 Übungstauchgänge. Der einfache Grund ist, dass der Trockenanzug beim Tauchgang anders reagiert und die Tarierung trainiert werden muss. Wir haben selbst ziemlich lange gebraucht, um uns für ein Modell zu entscheiden. Das ist aber eine andere Geschichte. Auch muss man länger darauf sparen, denn es ist schon eine Investition und es gibt so viele unterschiedliche Modelle wie auch Meinungen. Sprecht ruhig vorab mit Tauchern am See oder eurer Tauchschule, denn einige haben bestimmt schon einen Tauchgang im Eis gemacht und können euch mit Sicherheit gute Tipps geben.
  • Unterschätzt die Kälte nicht! Einen halben oder ganzen Tag am See fordert schon einiges ab. Wer einen guten Unterzieher hat, braucht sich keine Sorgen zu machen.

Wenn ihr noch etwas über’s Eistauchen wissen wollt oder euch ein bestimmtes Thema besonders interessiert, schreibt uns einfach einen Kommentar. Der See per se ähnelt im Winter einem Wintermärchen und irgendwie ruht dieser im Winterschlaf, sobald er zugefroren ist. Es ist jetzt die beste Zeit entweder mit eurem OWD Kurs anzufangen oder eventuell schon mit eurem eigenem Trockentauchanzug zu üben, damit im Winter beim Tauchen im Trocki der Tauchgang sich wie Routine anfühlt und vor allem werdet ihr dies im Winter zu schätzen wissen. Wir freuen uns auf unsere nächste Gelegenheit, denn es wartet beim Eistauchen ein Abtauchen in eine Welt der Stille.

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